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Falsche Helden: Hier Paul Ehrlich und Robert Koch

von Prof. Dr. Florian G. Mildenberger, Berlin

16. August 2020

Das Paul Ehrlich Institut meldet Zweifel an der Wirksamkeit des russischen Impfstoffs an. Das kann man machen, aber vielleicht sollte man auch dazu sagen, dass das Paul Ehrlich Institut nach jenem Arzt benannt ist, der 1910 ein völlig unausgereiftes Heilmittel gegen Syphilis namens Salvarsan auf den Markt warf und in seiner Eigenschaft als Direktor eines staatlichen Prüfinstituts seinem eigenen Medikament das staatliche Prüfsiegel verpasste und es somit für wirkungsvoll erklärte. Salvarsan hat nie funktioniert. Es heilte keine Syphilis, es machte nur die Pharmafirma Hoechst und Paul Ehrlich selbst ziemlich reich. Als Nachweis für die angebliche Wirksamkeit diente der so genannte “Wassermanntest”, dessen Wertlosigkeit für jede Form von Diagnostik spätestens 1925 fest stand. Ausgemustert wurde der Test 1950.

Gelernt hatte Paul Ehrlich sein Handwerk übrigens bei Robert Koch, nach dem das zweite Institut benannt ist, das in der Covid19-Debatte von sich reden macht. Koch brachte 1890 das “Tuberkulin” auf den Markt, das angeblich Tuberkulose heilte. Es brachte Koch viel Geld. Nur den Kranken brachte es keine Heilung, weil es nämlich wirkungslos war. Es taugte allenfalls als Diagnostikum, d.h. man konnte damit Tbc nachweisen, aber nicht heilen.

Und nun stehen die Erben von Koch und Ehrlich parat, um – wie sie stets selbst betonen “im Geiste ihrer Namensgeber” der politischen Elite, den Medien und der Öffentlichkeit zu erklären, was Wissenschaft ist. Und was Fake News seien.

Verzeihung, dass ich Zweifel an den Motiven hege.

Kochs und Ehrlichs Verhalten blieb nicht folgenlos. Es kam zur “Krisis der Medizin”, einem breiten Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der Ärzteschaft und des politischen Systems. Es führt immer zu gesellschaftspolitischen Verwerfungen, wenn man den Leuten das Ficken verbietet bzw. erschwert, ihnen mit falschen Versprechungen von Gesundheit und Tod das Geld aus der Tasche zieht und sich selbst für unfehlbar erklärt.

Prof. Dr. Florian Mildenberger ist Medizinhistoriker und lebt in Berlin.