Münchner Beobachtungen: Die Rückkehr des Nordens

Viele der neuen Münchner sind nicht wirklich neu. Sie bringen das mit, was sie eigentlich hinter sich lassen wollten: das geistige Elend einer übermoralisierten Welt.
Man erkennt sie daran, dass sie „Leben und leben lassen“ für ein gefährliches Konzept halten, gepflegte Sonntagsruhe für Rückständigkeit und echte Toleranz mit pädagogischem Eifer verwechseln. Sie fliehen vor dem Spießertum – und gründen es hier neu. Nur in Bio, mit Lastenrad und Latte-Art.
München ist ihnen zu ähnlich, um sie zu verändern. Sie wollen nicht einmal die Sprache lernen, mokieren sich aber darüber. Das Essen wollen sie auch nicht wirklich – lieber „was vom Inder“ oder gleich vegan.
Und so versuchen sie, München zu verändern – und wundern sich, wenn die Stadt plötzlich nach ihnen klingt: belehrend, bemüht, betulich, rechthaberisch. So wie Hannover. Der geistige Mief, den sie in ihren feuchten, windigen Katen hätten lassen sollen, bleibt – bloß mit IKEA-Duftkerze Hemma Vanille.
ie fühlen sich fremd. Freunde? Fehlanzeige. Mitmachen im Sportverein, Schrebergarten oder gar bei der Freiwilligen Feuerwehr? Wie spießig. Dann lieber Tinder und Speed-Dating.
Ein feines Paradox: Ausgerechnet jene, die von Vielfalt reden, bringen die Uniformität der Gesinnung. Sie kamen mit dem ICE – und fuhren geistig nie wieder ab.

christophvongamm

View posts by christophvongamm
Dr. Christoph von Gamm ist ein Unternehmer, Investor und Business Angel, der sich an der Schnittstelle von Wirtschaft, Kultur und Technologie engagiert. Er ist CEO und Managing Partner von Cybertrue Capital Partners, einer Firma, die sich mit Investitionen und Deals beschäftigt. Zudem ist er CEO von vonGammCom Global, wo er Beratungs- und Executive-Search-Dienstleistungen im Bereich IT-Outsourcing, große Verträge, Vertriebsführung und umfassende Transformationen anbietet. Seine berufliche Laufbahn umfasst über 20 Jahre globale und pan-europäische Erfahrung, darunter Führungspositionen bei Capgemini Suisse S.A. (2008–2012) und IBM Corporation (1995–2008). Er hat sich als strategisch denkender Führungskraft mit Erfolg bei der Performanceverbesserung großer Organisationen, der Gründung neuer Funktionen und der Pionierarbeit bei globalen Outsourcing-Initiativen etabliert. Sein Schwerpunkt liegt auf der Wertsteigerung durch digitale Transformation und der Nutzung dieser Veränderungen für seine Kunden. Er verfügt über akademische Qualifikationen, darunter einen Doktortitel (Dr. phil.) in interkultureller Wirtschaftswissenschaft von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), einen Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) in Elektrotechnik und Informationstechnik von der TU München sowie ein MBA von der Open University Business School, einen Master of Sales Management von der Portsmouth University, sowie Absolvent des Client Executive Programs der INSEAD Fontainebleau.
Scroll to top