Viele der neuen Münchner sind nicht wirklich neu. Sie bringen das mit, was sie eigentlich hinter sich lassen wollten: das geistige Elend einer übermoralisierten Welt.
Man erkennt sie daran, dass sie „Leben und leben lassen“ für ein gefährliches Konzept halten, gepflegte Sonntagsruhe für Rückständigkeit und echte Toleranz mit pädagogischem Eifer verwechseln. Sie fliehen vor dem Spießertum – und gründen es hier neu. Nur in Bio, mit Lastenrad und Latte-Art.
München ist ihnen zu ähnlich, um sie zu verändern. Sie wollen nicht einmal die Sprache lernen, mokieren sich aber darüber. Das Essen wollen sie auch nicht wirklich – lieber „was vom Inder“ oder gleich vegan.
Und so versuchen sie, München zu verändern – und wundern sich, wenn die Stadt plötzlich nach ihnen klingt: belehrend, bemüht, betulich, rechthaberisch. So wie Hannover. Der geistige Mief, den sie in ihren feuchten, windigen Katen hätten lassen sollen, bleibt – bloß mit IKEA-Duftkerze Hemma Vanille.
ie fühlen sich fremd. Freunde? Fehlanzeige. Mitmachen im Sportverein, Schrebergarten oder gar bei der Freiwilligen Feuerwehr? Wie spießig. Dann lieber Tinder und Speed-Dating.
Ein feines Paradox: Ausgerechnet jene, die von Vielfalt reden, bringen die Uniformität der Gesinnung. Sie kamen mit dem ICE – und fuhren geistig nie wieder ab.
